Auszeichnung für Netzwerkbeitrag

Vom 18. bis zum 20. Mai fand die diesjährige Tagung der DGPuK an der Universität Bremen statt. In diesem Zuge verlieh die DGPuK verschiedenen Preise an Wissenschaftler:innen und Forschungsprojekte. 

Dabei wurde der Zeitschriftenaufsatz “Von der Mensch-Maschiene-Interaktion zur kommunikativen KI” von den Netzwerk-Mitgliedern Andreas Hepp, Wiebke Loosen, Stephan Dreyer, Juliane Jarke, Sigrid Kannengießer, Christian Katzenbach, Rainer Malaka, Michaela Pfadenhauer, Cornelius Puschmann und Wolfgang Schulz mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der Beitrag ist in der Fachzeitschrift Publizistik veröffentlicht worden und frei abrufbar. 

 

 

Ziel dieses Beitrags ist es, das derzeit nur vage erkennbare Forschungsfeld der Automatisierung von Kommunikation genauer zu definieren. Die zentrale These ist, dass der Blick von der “direkten Interaktion von Mensch und Maschine” auf die “gesellschaftliche Kommunikation” geweitet werden muss, um den mit der Automatisierung der Kommunikation verbundenen Wandel der Medienlandschaft erfassen zu können. Eine solche Erweiterung der Perspektive erlaubt die Frage, wie sich die Dynamik der gesellschaftlichen Kommunikation insgesamt verändert, wenn “kommunikative KI” Teil der gesellschaftlichen Kommunikation wird. Um diese These zu untermauern, wird zunächst die Automatisierung der Kommunikation als Phänomen näher betrachtet. Vor diesem Hintergrund wird dann das Konzept der kommunikativen KI als “Sensibilisierungskonzept”, das sowohl für die Breite als auch für die Tiefe des Phänomens sensibilisiert, näher entwickelt. Darauf aufbauend wird das Brückenkonzept der “hybriden Figuration” entwickelt, um das Wirken der kommunikativen KI zu erfassen und an “definitive Konzepte” der Sozialwissenschaft und der Medien- und Kommunikationsforschung anknüpfen zu können. Es wird deutlich, dass mit kommunikativer KI als Forschungsfeld die Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienforschung – “Kommunikation” und “Medien” – selbst in Frage gestellt werden. Der Artikel schließt mit einem Fazit, das die Forschungsperspektiven aufzeigt, die sich aus einem solchen Ansatz ergeben.

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Doppelte Auszeichnung für Bremer Kommunikations- und Medienforschung zu digitalem Wandel

Gleich zwei Preise für Professor Dr. Andreas Hepp auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK)

Seit vielen Jahren befasst sich die Kommunikations- und Medienforschung an der Universität Bremen profiliert mit der Veränderung unserer Gesellschaft durch Medien, Digitalisierung und aktuell deren zunehmende Getriebenheit durch Daten. Nun wurde diese Forschung gleich doppelt ausgezeichnet.

Auf der diesjährigen Jahrestagung der Fachgesellschaft für Kommunikationswissenschaft wurde Andreas Hepp mit dem Theoriepreis der DGPuK sowie mit dem ersten Preis für einen kommunikationswissenschaftlichen Zeitschriftenbeitrag geehrt. Eine fünfköpfige Jury hatte das gemeinsam von Andreas Hepp und dem britischen Forscher Nick Couldry von der London School of Economics and Political Sciences verfasste Buch „The Mediated Construction of Reality“ (2017, Polity Press) ausgezeichnet. Das Buch baut auf innovative und originelle Weise auf dem bestehenden Theorieangebot auf und entwickelt eine Grundlage für ein Verständnis einer durch Medien, Digitalisierung und Datafizierung geprägten Gesellschaft. Couldry und Hepp setzen sich in ihrer Monographie mit der Frage auseinander, welche tiefgreifende Rolle digitale Medien bei der Gestaltung und dem Wandel der sozialen Welt spielen, welche Folgen daraus erwachsen können, aber auch was dies normativ für das menschliche Zusammenleben bedeutet.

Den Preis für den besten kommunikationswissenschaftlichen Aufsatz erhielt Andreas Hepp als Teil einer Debatte für seinen Aufsatz „Kommunikationswissenschaft in datengetriebenen Zeiten“, der Mitte 2016 in der Fachzeitschrift „Publizistik“ veröffentlicht wurde. Dieser Aufsatz löste eine Debatte in der Forschung aus, an der sich bisher vier weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligten, die ebenfalls ausgezeichnet wurden. In dem Aufsatz spricht sich Hepp für eine Erweiterung des Gegenstandsbereichs der Kommunikations- und Medienwissenschaft aus und für einen viel stärkeren Einsatz auch digitalen Methoden bspw. zur Erforschung der Datenspuren, die Menschen online hinterlassen. Hepp plädiert für eine Erweiterung der Perspektive des Fachs auch hin zur Datafizierung von Kommunikation, also ihrer zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung. Der prämierte Aufsatz hatte eine intensive Debatte zum Selbstverständnis des Fachs ausgelöst, die in einem Sonderfenster zur Zukunft der Kommunikationswissenschaft bei der diesjährigen Jahrestagung der DGPuK mündete.

Die ausgezeichneten Publikationen basieren wesentlich auf gemeinsamen theoretischen und empirischen Forschungsarbeiten im Forschungsverbund „Kommunikative Figurationen“ der Universitäten Bremen und Hamburg sowie der gleichnamigen Bremer Creative Unit, die im Rahmen des Zukunftskonzepts „Ambitious and Agile“ der Universität Bremen als Teil der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder in den Jahren 2013 bis 2016 gefördert wurde.

Prof. Dr. Andreas Hepp ist Sprecher des Zentrums für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen und leitete die Creative Unit „Kommunikative Figurationen“ (2013-2016). Das ZeMKI befasst sich als fachbereichsübergreifendes Forschungsinstitut mit Fragen des Medien- und Kommunikationswandels an der Schnittstelle von Kultur- und Sozialwissenschaften einerseits und Technikwissenschaften andererseits. Das Besondere ist dabei die interdisziplinäre Ausrichtung des Zentrums: An ihm sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Kommunikations- und Medienwissenschaft, dem Informationsmanagement, der Medienpädagogik, der Filmwissenschaft, Religionswissenschaft und Geschichtswissenschaft beteiligt.

Couldry, Nick/Hepp, Andreas (2017): The Mediated Construction of Reality. Cambridge: Polity. ISBN 978-0-7456-8131-3 (Paperback), 290 pages, € 23,60

Hepp, Andreas (2016): Kommunikationswissenschaft in datengetriebenen Zeiten. In: Publizistik, 61(3), pp. 225-246, http://link.springer.com/article/10.1007/s11616-016-0263-y (Open Access).

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Universität Bremen
ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung
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